Positionsbestimmung mit dem Lebensrad

Manchmal lassen sich große Verbesserungen schon mit kleinen Veränderungen erzielen. Manchmal fehlt nur der erste Schritt in die richtige Richtung. Doch wo soll Veränderungsarbeit beginnen, wenn Vorstellungen über das Ziel nur unkonkret sind? Wie soll der erste Schritt in die richtige Richtung also aussehen? Das Lebensrad hilft dabei, Antworten zu finden.

Der nachfolgend beschriebene Prozess soll helfen, diese Frage zu beantworten und eine Grundlage für die Ziel- und Veränderungsarbeit zu schaffen. Das Werkzeug bzw. Coaching-Tool, das viele Coaches und Coachinnen dafür einsetzen, ist unter dem Begriff Lebensrad oder Lebensstern bekannt. Ich habe mit dem Lebensrad bereits gute Erfahrungen gesammelt und stelle eine kostenlose Vorlage zum Download zur Verfügung.

Das Lebensrad oder auch Lebensstern als Visualisierungshilfsmittel

Lebensrad
So kann ein ausgefülltes Lebensrad aussehen. (Die Buchstaben stehen hier für die verschiedenen Lebensbereiche.)

Ursprünglich bekannt geworden ist das Lebensrad durch die Arbeit von Laura Whitworth sowie Karen und Henry Kimsey-House. Inzwischen gibt es das Tool jedoch in vielen Varianten. Es hilft dabei, die Zufriedenheit in verschiedenen Lebensbereichen darzustellen und in einen Zusammenhang zu bringen. Dabei werden in der Regel bereits einige Bereiche identifiziert, in denen der Veränderungspriorität größer ist als in anderen.

Damit verschafft das Lebensrad eine gute Übersicht für die Veränderungsarbeit und erlaubt bereits erste Zielrichtungen und Lösungsansätze abzustecken. Für die Arbeit mit dem Lebensrad brauchen Sie etwas Zeit, ein Blatt Papier und ein paar Buntstifte.

Vorab jedoch noch eine Anmerkung: Die in das Lebensrad eingetragen Einschätzungen stellen eine Momentaufnahme dar und können stimmungsabhängig sein. Nach einer Trennung oder einem Jobverlust, sehen die Ergebnisse ggf. anders aus, als nach einem guten Urlaub. Dies ist bei der Interpretation der Ergebnisse zu beachten.

Grundsätzliche Überlegungen zum Lebensrad

Schritt 1: Als erstes ist zu entscheiden, welche Themen oder Lebensbereiche genauer unter die Lupe genommen werden sollen. Nachfolgend sind einige Vorschläge aufgeführt. Weitere Themen mit Bedeutung für das eigene Leben können ergänzt werden. Das Lebensrad ist da sehr flexibel.

  1. Entspannung / Ich-Zeit
  2. Beziehung zum Lebenspartner
  3. Beziehungen zur Familie
  4. Beziehung zu Freunden/Bekannten/Kontakten
  5. Beziehungen zu den Kollegen
  6. Persönliche Entwicklung / Lernbereitschaft
  7. Selbstbild / Selbstwirksamkeit
  8. Kommunikationsfähigkeit
  9. Problemlösungskompetenz / Lernbereitschaft
  10. Kontaktfreude
  11. Durchhaltevermögen
  12. Ernährung
  13. Finanzen
  14. Gesundheit

Lebensrad: Vorlage herunterladen oder selber machen

Schritt 2: Jetzt wird das Lebensrad erstellt. Die Grundlage dafür ist ein Kreis (z. B. auf einem Blatt Papier oder einem Whiteboard) oder die Vorlage, die hier herunterladen werden kann:

(Vorlage Lebensrad, PDF, ca. 220 kB).

Die unter Schritt 1 erstellte Liste liefert die „Speichen des Rades“. Dazu werden bis zu acht Bereiche ausgewählt und gleichmäßig um den Kreis herum verteilt. Jeder der Lebensbereiche bekommt ein eigenes Segment, d. h. sieben Bereiche teilen den Kreis in sieben Segmente ein. Erst durch die Segmente wird der Kreis zum Lebensrad. Die „Speichen“ des Rades erhalten noch eine Skala von 1 bis 10. Der Mittelpunkt des Kreises ist die Null. Sie entspricht „Null Zufriedenheit mit … .“ Die Zehn bedeutet: „Absolute Zufriedenheit mit … .“

Ausgeglichenheit, Zufriedenheit oder Veränderungsbedarf ermitteln

Schritt 3: Jetzt beginnt die Bewertung der Bereiche. Wenn beispielsweise der Bereich „Beziehungen“ mit 5 („weder sehr zufrieden noch sehr unzufrieden mit“ ) bewertet ist, ist dort eine Linie durch das betreffende Segment zu ziehen. Für die bessere Übersicht wird das Feld, das unterhalb der Linie entsteht mit einem dunklen Buntstift schraffiert bzw. ausgemalt. Die Bewertung der Bereiche ist nicht an eine Reihenfolge gebunden. Manchmal fällt die Bewertung eines Bereiches auch schwer, sie kann dann übersprungen werden. (Anmerkung: In der Reflektion (Schritt 5) ist dann zu überlegen, was genau daran schwer fiel?) Nach der Bewertung zeigt das Lebensrad einen Status-Quo der Zufriedenheit in den jeweiligen Lebensbereichen.

Schritt 4: Jetzt findet eine weitere Bewertungsrunde statt. Die Frage, die dabei beantwortet werden soll: Wo soll die Reise hingehen? Wer beispielsweise den Bereich „Job/Karriere“ mit Fünf bewertet hat, kann sich fragen, ob eine Verbesserung in Richtung Sieben erstrebenswert ist. Falls ja, wird dort wieder eine Linie gezogen und die Fläche darunter schraffiert. Dabei gilt: Nicht jeder Bereich muss die gleiche Bedeutung und Priorität erhalten.

Wer mit „Job/Karriere“ zufrieden ist, will in diesem Bereich gar nichts ändern. Hier gibt es dann auch keinen Veränderungsbedarf. Dieser offenbart sich dann vielleicht in anderen Bereichen wie „Familie“ oder „Freizeit“. Eine Frage, die sich ebenfalls stellt: Ist es erstrebenswert, in allen Bereichen eine Zehn („absolute Zufriedenheit“) zu erreichen, oder tauchen dann Zielkonflikte auf?

Schritt 5: Wenn das Lebensrad ausgefüllt ist, kann eine vertiefte Reflexionsphase anschließen. Die Visualisierung durch das Lebensrad ist dabei die Grundlage für die Ziel- und Veränderungsarbeit. Die Abstände zwischen Soll- Zustand und Ist-Zustand ermöglichen einen ersten Aufschluss, über die jeweiligen Bereiche: Was fällt am besonders auf Lebensrad auf? In welchem Bereich ist der Abstand zwischen SOLL und IST am größten? Was soll anders werden?

Das Lebensrad vermittelt Ideen zur Veränderung

Vielleicht gibt es schon eine Idee, wie erste Veränderungsschritte oder Lösungswege aussehen könnten. Vielleicht aber auch nicht. Dann können folgende Fragen helfen:

  • Was müsste passieren, dass sich die Zufrieden um einen halben oder einen Punkt nach oben verbessert? Woran würde man merken, dass es eine Stufe besser geht? Was davon hat man selbst in der Hand?
  • Vielleicht gibt es auch jemanden, der oder die ein ähnliches Problem erfolgreich gelöst hat? Was hat dieser jemand getan, damit es besser wurde? Ist diese Lösung auch übertragbar?
  • Welche Kompetenzen oder Kontakte können bei der Veränderung helfen?

Ein Coach oder eine Coachin kann Ihnen mit weiteren Fragen helfen. Ich wünsche eine aufschlussreiche Arbeit mit dem Lebensrad. Vielleicht machen Sie damit ja auch gute Erfahrungen. Über Ihre Anmerkungen dazu würde ich mich freuen.

Quellen/weiterführende Literatur: Bamberger Günter (2010), Lösungsorientierte Beratung, Beltz